Hartungsstrasse 9-11, D 20146 Hamburg
von Judith W. Taschler. | Bühnenfassung: Thomas Krauss | Regie: Axel Schneider
Sechzehn Jahre lang sind sie ein Paar, die engagierte Deutschlehrerin Mathilda Kaminski und der erfolglose Schriftsteller Xaver Sand. Sie liebt ihn wahnsinnig, er sie nicht ganz so sehr. Die Motive im Leben der Deutschlehrerin sind Schwermut und Lebenstüchtigkeit, die des Autors Schwermut und Eitelkeit. Das erste verbindet die beiden lange Zeit – ebenso wie ihre Liebe zu Literatur, Büchern, Geschichten -, ihr zweites Motiv entzweit sie schließlich. Denn als ihm Mathilda die zündende Idee für eine Jugendbuchtrilogie liefert und Xaver damit den durchbrechenden Erfolg hat, verschwindet er kurz darauf, um eine prominente, reiche Frau zu heiraten und mit ihr ein Kind in die Welt zu setzen. Und das wäre es gewesen, was sich Mathilda jahrelang so sehnlichst wünschte: eine Hochzeit und ein Baby, was ihr jedoch Xaver immer verweigerte. Sein Glück mit der neuen Frau ist jedoch von kurzer Dauer, der eineinhalb jährige Sohn wird entführt und ist von dem Tag an unauffindbar. Xavers Leben ist zerstört. Nach sechzehn Jahren steht der Schriftsteller plötzlich vor Mathildas Tür und er ahnt Schreckliches. War es Mathilda, die den kleinen Jakob entführte, um sich an ihm zu rächen? Wer soll der junge Mann sein, der in ihrem Keller ohne Sprache heranwächst?
Thomas Krauß hat den Erfolgsroman von Judith W. Taschler zu einer dichten Bühnenfassung destilliert. Reduziert auf die zwei Hauptpersonen, wird die Geschichte mit ihren rätselhaften Kehrtwendungen klar erzählt. Der Stoff ist wie für die Bühne geschaffen: Liebe, Verrat, Verlust. Alle Höhen und Tiefen, die das Leben und das Theater zu bieten haben.
Liebe, Verrat und Tod. Es sind die großen Themen des Lebens, die Judith Taschler sprachlich virtuos in ein kleines Kammerspiel packt. Und es sind die leisen Töne, die dieser als Zwiegespräch geführten Lebensbeichte eine dramatische Tiefe verleihen. So konsequent, spannend und literarisch subtil wie Judith Taschler das Thema umsetzt, wird auch Scheitern zum Hochgenuss!
Begründung der Jury – Friedrich Glauser Preis 2014